Anmerkung
Die ausführlichste Nachricht über Samuel verdanken wir dem Kirchenvisitationsprotokoll des Amtes Grabow von 1656. Die Kirchenvisitationen jener Jahre waren eine Bestandsaufnahme nach dem Ende des 30jährigen Krieges. Es heißt dort:
- Examen des Organisten
- Ad articulo 1o
Er heiße Samuel Sellschop, habe die Kunst in der Stadt Lübecke gelernet von Hinrico Wulffen, bestalten Organisten bey St.Ottilien [heute St.Aegidien] dasälbest; Sey von 26.Jahren seines alters undt wehre gebohren zu Vellahn; im Ambte wittenburgh belegenem Dorffe, wosälbest zu der Zeit sein Vater Cüster, Organista undt Zolner gewesen.
- Ad articulo 2o
Sey von I.F.H. Hern Adolph Friedrichen, Hertzogen zu Mecklenburgh zu diesem Dienste vociert undt habe die Orgel hiesälbest auf den bevorstehenden Michaelis fünf Jahr lang bedienet.
[...]
- Ad articulo 7o Organisten salarium
Er habe zu seiner Jährlichen besoldunge:
- An gelde Jährlich Neun und Viertzig gülden, als acht gülden vom Fürstl. Hause auf Trinitatis undt dan Ein undt Viertzig gülden vom Oeconomo auf Michaelis.
- Ein (-?-), sechs scheffel Rocken Grabower mahße nach Michaelis aus der Oeconomeyen von dem Pacht Rocken.
- An acker:
- Drey stücker auf dem Ihle Pohl zwischen Hern Hans Röselern, Rathsverwandten undt Johan Dedungeshusen belegen, darin fünf schffl. Korn feldt.
- Zwey stücken bey der Landtwehr zwischen Joachim Falken undt Caspar Maddausen belegen, jedes stücke helt zwene schffl. Einfall.
- An gährten habe Er:
- Einen großen unbezeuneten gahrten vorm Rehebergischen thor bey Jacob Klützendorffen belegen.
- Einen bezeuneten gahrten vor sälbigem thor bey des jetzigen Pastoris, Hern Warneri Gigas, hopfen gahrten belegen.
- An Wiesen habe Er:
- Eine Nieder wische vor dem Rehebergischem thor von sechs schwaden, belegen zwischen Jochim Gabbeken undt Stöffen Milätzen, Müllermeistern ohne gefehr von zwey Füder Heuwes.
- Eine Nieder wische auch dasälbest von acht schwaden, belegen zwischen Jochim Kürn undt Christian Zicken etwan von dritter halben oder drey füder Heuwes.
- Er habe freye wohnunge von der Kirche undt sey das Haus belegen auf dem Kirchhofe.
- Wan der Liebe Gott die holtzunge mit Mast gesegnet, habe er bey voller Mast einem Bürger gleich an Schweinen in die Mastunge zu jagen frey undt sey sein großes undt kleines Viehe hute undt weide frei.
- Brenneholtz habe er von E.E. Rathes Unterthanen aus den Stadtdörffern Frehsenbrücke undt Kahrstedte von jedem Pauwersmanne Jährlich frey vor der Thüre zu bringen Ein füder holtz undt zwahr aus Frehsenbrücke bercken undt aus Kahrstedte büchenholtz; dabey aber gebe Er auf einen Jeden wagen Eine Kanne Biehr undt nottüftigk essen denen, die das holtz bringen.
- Er bekomme sönsten vom Oeconomo zu besserer abwartunge seines Dienstes bey winterlicher Zeit Ein pfundt wachs zu lichtern undt sechs thonnen Kohlen.
- Ad articulo 8o
An accidentien habe er keine, ohne wan Brautmessen vorfallen, da dan die hochzeiter Ihme geben nach Vermögen undt stande, etwan von den geringen leuten Zwölf schillinge, von Mittelstandes Persohnen Vier Marck lüb. undt von den Vornembsten Einen halben Thaler.
Samuel hat 45 Jahre bis zu seinem Tod 1696 das Organistenamt in Grabow versehen. Das Grabower Schloß war von 1658 bis zum Brand von 1725 Sommerresidenz der regierenden Herzöge von Mecklenburg, und daß Samuel ein Salär vom herzoglichen Hause erhielt, läßt vermuten, daß er auch auf dem Schloß Verpflichtungen hatte. Auffällig ist, daß Samuel Nutzungsrechte "einem Bürger gleich", also womöglich selbst noch kein Grabower Bürgerrecht hatte. Und bemerkenswert, daß er seinen und seiner Familie Unterhalt zum Teil aus eigener Landwirtschaft bestreiten mußte wie übrigens auch die meisten Pastoren zu jener Zeit.
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